Mittwoch, 4. Januar 2012

Worte zum Jahreswechsel

So, ein weiteres neues Jahr hat begonnen und alle Welt überschlägt sich in Voraussagen und Vorsätzen, durchsetzt von allzu schalen Witzen über den Maya Kalender. Während all dies seinen Lauf nimmt, schleppen sich die letzten, noch nicht ganz toten Jahresrückblicke durch die Medienlandschaft, für all diejenigen, die nochmal all die Katastrophen des vergangenen Jahres Revue passieren lassen wollen, das warme Gefühl des Mitleids und den wohligen Schauer weit entfernter Tragödien genießend.

All das wird durchsetzt von den moralinsauren, pseudophilosophischen Nostalgieäußerungen, die immer um diese Jahreszeit kommen. Es wird daran erinnert, dass man früher auch ohne Smartphone glücklich war, die Welt immer kälter und schneller wird, sich die Menschen von anderen Menschen entfremden und der Kapitalismus uns endgültig in den Untergang reißen wird, was einem die Gelegenheit für eine weitere scherzhafte Erwähnung des Maya Kalenders gibt.


Was bleibt also übrig von 2011 und wie wird 2012?
Die Erkenntnis, dass es wohl im Großen und Ganzen so bleibt, wie es ist, scheint etwas banal, aber wie so vieles in dieser Welt ist Banalität auch hier am nächsten an der Realität.

Wenn man also zurück blickt, wie es war, gibt es einerseits große Katastrophen des Jahres 2011, die sich hoffentlich nicht wiederholen (eine weitere Atomkatastrophe braucht nun wirklich niemand mehr, jetzt wo wir den Atomausstieg ja beschlossen haben), sowie einige Trends, die das gesamte Jahr geprägt haben und die sich wohl auch fortsetzen werden.

  • Das Desinteresse eines wachsenden Teils der Deutschen an Politik wird weiter wachsen.

  • Die aktiven Politiker werden ihre Handlungen weiterhin vor allem auf ihre Wiederwahl ausrichten.

  • Politik und Wirtschaft werden weiterhin nicht verstehen, was das Internet ist und wie es funktioniert.

  • Der Teil der Medien, der sich gerne als intellektuell sieht, wird weiterhin über das Demütigungsfernsehen von RTL und Konsorten Aufregen

  • Die meisten Deutschen werden das auch tun, es aber trotzdem schauen.

  • Im Sommer wird es wieder zu viel Fußball und Fahnen geben.

  • Daraufhin wird es wieder eine Diskussion über den tollen Hurrapatriotismus geben, der ja doch ziemlich gefährlich ist.

  • Der Präsidentschaftswahlkampf in den USA wird allen Deutschen genug Gelegenheit geben, sich über "Die Amerikaner" lustig zu machen und sich überlegen zu fühlen.

  • Am Ende wird es wieder Jahresrückblicke und Wohlfühlartikel geben, die uns versichern, dass alles noch schneller, kälter und böser geworden ist und die Technologie und der Kapitalismus daran Schuld sind.

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